Bereits zwei Wochen sind vergangen und doch fühlt es sich an, als wäre es gestern gewesen: Mein Besuch des Foodbloggercamps 2014 in Berlin. Zwei Tage lang trafen sich knapp 100 Foodblogger auf einem Barcamp, um zusammen zu kochen, sich von Foodblogger zu Foodblogger auszutauschen und jede Menge voneinander zu lernen. Ein gemeinsames Hobby verbindet sofort, obwohl die Personen hinter dem Blog so unterschiedlich sind. So wurde schnell ohne Ende gequatscht, gelacht, gegessen und zusammen der ein oder andere selbstgemachte Schnaps gehoben. Man muss sich das ein bisschen wie eine kleine Klassenfahrt vorstellen - allerdings mit dem Unterschied, dass das Pflichtprogramm genauso Spaß macht wie das Freizeitprogramm!
Es war also eine große Sause und völlig unberechtigt war ich zuvor aufgeregt. Denn tada, ich war eine Barcampjungfer! So richtig wusste ich vorher nicht, was mich dort erwarten würde. Auf einem Barcamp gibt es kein vorgefertigtes Programm, denn die Teilnehmer sind auch gleichzeitig die Vortragenden. Jeder, der möchte kann so sein Wissen mit anderen Teilnehmer teilen. Parallel finden jede Menge Workshops statt und jeder sucht sich den Kurs aus, den er am Spannendsten findet. Hach, wenn Schule doch früher so gewesen wäre! Auf einem Stundenplan wurden dann jeden Tag die einzelnen Workshops übersichtlich geordnet. Dieses Konzept hat mir unheimlich gefallen, da auf diese Weise nicht nur die Teilnehmergebühren ziemlich niedrig gehalten werden können, sondern auch inhaltlich unheimlich viel Wissen übermittelt wird und eine unglaublich spannende Interaktivität und Dynamik entsteht.
Auch wenn ich bei manchen Workshops dachte, dass ich nicht viel mitnehmen werde, gab es immer wieder überraschende Erkenntnisse und hinterher war man immer schlauer. Jede Menge neue Rezepte und Weine habe ich auf diese Weise kennengelernt, erfahren, wie man seine Messer richtig scharf bekommt, in welchen Comics leckeres oder weniger leckeres Essen vorkommt, wie man einen Tisch richtig eindeckt und noch so viel mehr. Viele der neuen Erkenntnisse werden nach und nach in meinen Blog einfließen und für alle, die nicht beim Foodbloggercamp dabei sein konnten, versuche ich meine wichtigsten Erkenntnisse zusammenzufassen. Diese Erkenntnisse sind allerdings vermutlich nur für Foodblogger interessant, quasi das kleine A-L für einen perfekten Foodblog. M-Z müsst ihr euch dann aus den übrigen Beiträgen zum Foodbloggercamp zusammensuchen, die übersichtlich auf der Seite der Veranstaltung zusammengestellt werden.
Beginnen wir mit dem Schreiben von Rezepten. Sabine schreibt nicht nur auf ihrem Blog Schmeckt nach mehr Rezepte, sondern befasst sich auch beruflich mit Rezepten. Für verschiedene Verlage formuliert sie Rezepte um, damit diese einheitlich und verständlich sind. Ihre wichtigsten Tipps gab sie in einer Session weiter. Ich habe mir nie so viele Gedanken gemacht, wie ich meine Rezepte formulieren soll und war immer der Meinung, dass das schon alles richtig sein wird, aber jetzt weiß ich, dass man jede Menge falsch machen kann und ich bin froh über die 10 Tipps von Sabine:
Wie formuliere ich Rezepte optimal für meinen Foodblog?
- Gebt an, wie viel Zeit die Zubereitung in Anspruch nimmt und gebt an für wie viel Personen das Rezept ist.
- Listet eure Zutaten in der Reihenfolge auf, wie sie wirklich gebraucht werden. Die Zutatenliste sollte zu der Reihenfolge der Arbeitsschritte passen, denn wenn sich die Leser die Menge noch einmal anschauen will, findet er die Zutat so einfacher, als wenn alles komplett durcheinander ist.
- Schreibt alles möglichst genau auf. Schreibt bei euren Zutaten nicht nur "3 EL Paprika" auf, sondern besser "3 EL feines Paprikapulver, rosenscharf", so wissen auch Kochanfänger sofort, was sie im Laden kaufen müssen. Auch bei Mengenangaben solltet ihr möglichst genau sein und selbst bei Gewürzen versuchen anzugeben, wie viel gebraucht wird.
- Ihr habt unendlich viel Platz auf eurem Blog - nutzt diesen Platz! Ungewöhnliche Zutaten könnt ihr näher erklären und eventuell Alternativen angeben oder erläutern, wo man diese Zutat kaufen kann.
- Erspart den Lesern das Kopfrechnen. Wir die gleiche Zutat mehrmals gebraucht, dann gebt bei eurer Zutatenliste nicht die gesamte Menge dieser Zutat an, sondern unterteilt die Mengen, so wie sie im Rezept gebraucht werden.
- Leute lesen ein Rezept Schritt für Schritt und selten alles auf einmal. Also schreibt niemals etwas wie "Nun die am Tag zuvor eingelegten Tomaten untermengen", ohne die Tomaten vorher zu erwähnen. Besser ist es in diesem Fall als ersten Schritt zu schreiben "Am Tag zuvor die Tomaten in Essig einlegen." Sprich Schritt A kommt immer vor B!
- Lasst nicht zu viele Arbeitsschritte parallel ablaufen. Also vermeidet ein "Während das Fleisch anbrät, die Möhren in Streifen schneiden und zum Fleisch geben", denn ihr wisst nicht, wie schnell eure Leser sind und eventuell ist das Fleisch längst verbrannt, während immer noch an den Möhren geschnippelt wird. Also schreibt lieber "Die Möhren in Streifen schneiden. Das Fleisch anbraten und die Möhren nach 2 Minuten hinzugeben." Fortgeschrittene werden automatisch die Möhren parallel zum Fleisch schneiden und den Kochanfängern verbrennt kein Fleisch.
- Vermeidet bei den Arbeitsschritten ungenaue Angaben. Eine Backzeit von 20 bis 35 Minuten verwirrt Backanfänger, da sie nicht wissen, wie lange der Kuchen nun in den Ofen muss. Wenn ihr keine genaue Zeit bzw. Menge festlegen könnt, dann schreibt wenigstens, was erreicht werden soll: "Den Kuchen im Backofen 20 bis 35 Minuten backen, bis er goldbraun ist" bzw. "200 - 300 g Mehl zum Teig geben, bis er sich kneten lässt ohne zu verkleben."
- Schreibt übersichtlich, einheitlich und nicht zu ausführlich. Teilt eure Rezepte in Absätze bzw. Arbeitsschritte ein. Zu lange Rezepte wirken oft schwer und zeitaufwändig - das schreckt eventuell ab. Schreibt einheitliche Formulierungen - in Kochbüchern schreibt man beispielsweise immer im "Infinitivstil" also die "Kartoffeln schälen" und nicht "Schält die Kartoffeln". Aber der Schreibstil bleibt natürlich jedem selbst überlassen. Übrigens sollte man Zahlen als Ziffern und nicht als Wörter schreiben also "1 EL" und nicht "Ein EL", das wirkt ebenfalls übersichtlicher und die Zahlen springen sofort ins Auge.
- Achtet auf die richtigen Bezüge! Liest der Leser "Den Apfel schälen, halbieren, das Kerngehäuse herausschneiden und vierteln.", könnte der Leser auf die Idee kommen das Kerngehäuse zu vierteln. Das ist zwar unwahrscheinlich, aber eure ehemalige Deutschlehrerin wird sich trotzdem bedanken, wenn ihr diesen Fehler vermeidet. Auch Sabine lag dieser Schritt fast am meisten auf dem Herzen.
Zum Thema "Foodstyling" gaben uns Foodstylistin Denise von foodlovin und Lena von Coconut and Vanilla in einer kleinen Session ein paar Tipps:
Wie schieße ich ein perfektes Foodfoto?
Es ist natürlich schwierig allgemeine Tipps zum Foodstyling zu geben, aber ein paar Tipps konnte ich doch mitnehmen. Generell sollte bei einem Foto die Hauptkomponente eures Gerichtes sofort ins Auge fallen. Bei einem Pilzrisotto wär es also ganz gut, wenn man sofort einen Pilz entdeckt. Etwas, dass vermutlich ebenfalls vielen Foodbloggern bereits bekannt ist: Saut ordentlich rum auf euren Fotos, das sieht immer lecker aus. Da dürfen auch gerne Zutaten kreuz und quer durch das Bild rollen und mit ein paar Krümeln wird sofort alles lebendiger. Farblich sollte Deko und Gericht natürlich harmonieren, aber es sollte auch nicht zu eintönig sein, schließlich sollte das Gericht immer noch der Hingucker sein. Ein rosa Törtchen auf einem rosa Tellerchen, auf einer rosa Decke geht da dann eher unter. Steht dann noch eine rote Kaffeekanne im Hintergrund, fällt der Blick eher auf die Kanne, als auf das Törtchen. Ähnliche Gedanken solltet ihr euch auch bei der Wahl der Perspektive machen. Ein Gericht von oben fotografiert, verliert schnell jegliche Dimension, alles wird flach und eventuell langweilig. Gerade hohe Gerichte verlieren so schnell ihre Wirkung, beispielsweise ein selbstgemachter Eistee. Im Gegensatz dazu ist eine flache Pizza von oben besonders spannend. Ihr müsst euch also immer überlegen, wie euer Gericht am besten betont wird. Für Hintergründe könnt ihr sehr gut bedruckte Tapeten nehmen oder ihr kauft euch dünne Holzplatten im Baumarkt und bepinselt diese in verschiedenen Farben. Übrigens war die Mehrheit der Session der Meinung, dass hochformatige Bilder im Foodbereich einfach besser aussehen als Querformate. Daher werde ich wie bei meinem letzten Beitrag ab sofort öfters im Hochformat fotografieren.
Jetzt wird es zum Schluß noch etwas spezieller. In zwei verschiedenen Sessions bei Kochbuchautorin Bianca von Zur geheimen Schnatterei und anschließend bei Jule vom Hädeke Verlag bekam ich einen Einblick in spannende Themen rund um Kochbücher und die Verlagswelt:
Darf ich ein Rezept aus einem Kochbuch auf meinem Blog posten?
Generell kann es nie schaden beim Verlag nachzufragen, aber im Grunde ist es erlaubt Rezepte auf dem Blog zu veröffentlichen. Man muss aber natürlich immer angeben, aus welchem Buch bzw. welcher Zeitschrift das Rezept ist und von welchem Autor es geschrieben wurde.
Wie bringe ich als Blogger mein eigenes Kochbuch heraus?
Auf jeden Fall sollte man sich einen Verlag suchen, denn ein Kochbuch im Selbstverlag herauszubringen ist unheimlich aufwendig. Man muss die Gestaltung, Fotograf, Lektorat, Druck und den Vertrieb von sich aus finanzieren. Besonders der Vertrieb ist ohne Erfahrung unheimlich schwierig alleine zu stemmen. Man muss im Grunde zu jeder Buchhandlung fahren und den Buchhändler überzeugen, dass er gerade dieses Buch verkaufen sollte. Wenn hinter dem Autor kein Verlag steht, sind Buchhändler gleich doppelt so misstrauisch, denn wieso gibt es keinen Verlag? Gab es hierfür einen Grund? Lohnt sich das Thema finanziell nicht? Dazu kommt die Skepsis, ob der Autor die gesicherte Qualität und Professionalität des Verlages auch aufbringen kann. Ist der Buchhändler schließlich überzeugt, beginnen die knallharten Verhandlungen um den Preis des Buches. Das muss man dann wie gesagt immer wieder machen.
Ist man bei einem Verlag unterzeichnet, übernimmt dieser alles für den Autor, dafür bekommt der Autor allerdings auch nur um die 10% Anteil pro verkauftem Buch.
Sobald das Konzept steht und man sich auf die Suche nach einem Verlag begibt, ist es die beste Taktik bei einer Buchmesse Termine mit Verlagen zu vereinbaren und das Konzept dort persönlich vorzustellen. Jeder Verlag hat unterschiedliche Konditionen und unterschiedliche Schwerpunkte bei seinem Kochbuchprogramm, daher ist es hier schwierig für das weitere Vorgehen allgemein gültige Tipps zu geben.
Ganz allgemein habe ich mitgenommen, dass es von so vielen Kleinigkeiten abhängt, ob ein Verlag ein Kochbuch herausbringt oder nicht, aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt! Also sollte man es einfach einmal versuchen!Zum Schluss noch ein großes Dankeschön an Jan und Melanie, die, die ganze Sause organisiert haben und natürlich auch an die Sponsoren, die den ganzen Spaß und eine pralle Goodiebag finanziert haben. Auf Wunsch von Jan und Melanie, gibt es an dieser Stelle auch noch die Banner der Sponsoren:
Bis zum nächsten Jahr liebes Foodbloggercamp und ich freue mich schon jetzt die vielen bekannten Gesichter wiederzusehen. Es war einfach wundervoll und die Zeit bis zum nächsten Jahr wird mit reichlich selbstgemachtem Birnenschnaps überbrückt! :)
Alle Bilder ohne Wasserzeichen stammen von (cc) Ramón Goeden - Danke dafür!