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Von Tattoos, Berlin und dem Kochen

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Nicht weit vom Konsumtempel Alexa und nicht weit vom Drehort für "Berlin Tag & Nacht" findet eine kleine Rebellion statt. Eine kulinarische Rebellion. Kein Schickimicki und kein Chichi. Sondern purer Rock'n'Roll in den Töpfen und Pfannen. Tättowierte Köche und tättowiertes Fleisch. Flüssiger Stickstoff. Öl und Essig aus Totenköpfen, pinke Arbeitsplatten, goldene Spiegel, antiker Esstisch und prunkvolle Stofftapete - Kontraste ohne Ende. Das alles findet man in der Kochschule "Kochbox" in Berlin. 



Weil die kreativen Meisterwerke, welche hier entstehen so grandios sind, gibt es nun über diese Leckereien ein ganzes Kochbuch. Geschrieben von den Köchen Heiko Schulz,  Dirk Müller & friends (z.B. Stefan Marquard), welche eben in besagter Kochschule herumtüfteln. In schickem Schwarz und coolem Design regt das Kochbuch dazu an wirklich einmal neue Wege in der Küche zu gehen und alles mit einem kleinen Augenzwinkern zu kochen. Wenn man mal eine Zutat nicht hat, darf auch eine andere Zutat genommen werden. Das wird hier alles nicht so genau genommen. Es gibt hier keinen Schokobrunnen, sondern einen Currybrunnen, aus Spargel und Bulette wird ein kleiner Fernsehturm, zum Seeteufel gibt es Schwarzwälder-Kirsch-Risotto und der klassische Gurkensalat wandert in die Friteuse. Verrückt, kreativ aber vor allem verdammt lecker. 



Das diese Gerichte lecker sind, kann ich behaupten, obwohl ich nicht ein einziges Gericht zu Hause nachgekocht habe - aber zur Präsentation dieses neuen Kochbuches wurde eine kleine Küchenparty geschmissen mit vielen, vielen Leckereien. Es sind Gerichte, die teilweise an Sterneküche erinnern, aber da die eingeladenen Blogger selbst Hand anlegen mussten, kann ich euch sagen, so schwer ist das überraschenderweise alles gar nicht. Es sind vielleicht nicht alle Gerichte für den Alltag geeignet, aber um seine Gäste einmal so richtig zu beeindrucken und trotzdem nicht zu viele Arbeit zu haben, dafür ist es das richtige Kochbuch. Also nicht nur verrückt, kreativ und lecker, sondern auch Sterneküche zum Nachkochen, die immer am Boden der Tatsachen bleibt. Daher heißen die Gerichte auch nicht Filetchen an Schäumchen mit Tralala sondern "Leck Arsch" - Mit Zunge gefüllter Schweinekrustenbraten. Die Berliner Schnauze kommt hier eindeutig zum Einsatz. Und so muss man sich auch den gesamten Abend in der Kochschule mit den tättowierten, coolen Jungs vorstellen - locker, frei raus und einfach komplett entspannt.

Begrüßt wurden wir bei einem Prosecco-Drink mit flüssigem Stickstoff-Stick, ich weiß schon gar nicht mehr, was das für ein Drink war, aber cool sah der auf jeden Fall aus, oder? Dazu gab es dann leckere Wurst, die man mit dem Currybrunnen fix in eine Currywurst verwandeln konnte. So will man doch in Berlin begrüßt werden, was wäre die Stadt schließlich ohne die gute Currywurst? Allerdings war es eine Sauce aus 125 g Butter, 125 g Mehl, 500 ml Milch, 500 ml Sahne, 50 g Brühe und natürlich Curry - aber ihr merkt vielleicht, es hat mit der klassischen roten Currysauce nicht so viel gemein. Daher war ich erst einmal etwas irritiert, bin mir auch immer noch nicht sicher, ob ich das so gut fand. Manchmal ist der Klassiker dann doch besser als die abgeänderte und moderne Version. 


Danach gab es eine Suppe im Bierglas: Aus Hühnersuppe, Teriyakisauce und Milchschaum wird so ein Chicken-Teriyaki-Schwarzbier. Kräftig, lecker und die Optik ist natürlich auch der Hammer. Ein Highlight für jede Party und wird von mir auf jeden Fall noch nachgekocht - das Rezept gibt es schon bereits heute am Ende des Beitrages. 


Anschließend noch ein Highlight: Wir durften Thunfisch mit Sepiatinte tättowieren. Dafür sind die Köche nämlich besonders bekannt und gerade bei Firmenevents ist es natürlich richtig cool, wenn jedes Stück Fleisch oder Fisch das Firmenlogo trägt oder bei einer Hochzeit die Namen des Brautpaares. Beim Braten wird dann die Farbe so richtig deutlich. Wer kommt schon auf so eine Idee? Einfach nur geil! Ich liebe kreative Küche und wünschte, ich würde auf mehr solcher Ideen kommen. 



Zum tättowiertem Thunfisch gab es dann noch Wakamé-Algensalat. Himmlischer Geschmack sag ich euch!
Nach dem Fischgang ging es um die Wurst: Aus Entenbrust, Zwiebel und Gewürzen werden dank Fleischwolf und Naturdärmen leckere Würste. Dazu gab es Orangen-Kartoffel-Straciatella mit lila Kartoffeln und Zabaione. Die Wurst und die Zabaione waren richtig gut, gerade in Kombination. Das Kartoffelmus fand ich, schmeckte wie jedes andere Mus auch, der Orangengeschmack kam auf jeden Fall nicht so richtig heraus. Etwas schade, aber naja mit mehr Orangen und weniger Kartoffeln, kann man dem ja zu Hause abhilfe schaffen.





Nun noch der krönende süße Abschluss des Menüs: Erdbeer-Mortadella mit Schoko-Minz-Espuma, halbflüssiger Schokoladenkuchen mit Himbeerschaum, Nougat-Meersalz-Nitro aus dem flüssigen Stickstoff und Knisterbrause. Ein Träuuumchen! Naschkater Björn kam voll auf seine Kosten!




Aber schon einmal auf flüssigen Stickstoff eingestimmt, wurde damit noch etwas weiterexperimentiert - Himbeerschaum reingeworfen und schwups wurde daraus Himbeereis. Schon ein richtig cooles Zeug, zwar irgendwie mehr von der Optik her, aber Optik ist schon einmal die halbe Miete oder? 
Zusammenfassend war es ein unheimlich tolles Event mit unheimlich coolen Leuten und unheimlich leckerem Essen.


Alle Rezepte des Abends findet ihr im besagten Kochbuch (gibt es bei Amazon oder direkt in der Kochbox am Alexanderplatz, wo es übrigens für 5 Euro auch leckeren Lunch gibt), aber das Rezept des Chicken-Teriyaki-Schwarzbieres stelle ich euch jetzt schon einmal direkt vor:

Zutaten für 4 Personen
1 Bund Suppengrün
1,5 kg Hühnerfleisch
1 Zwiebel
1 Knoblauchzehe
Salz, Pfeffer, Zucker

300 ml Austernsauce
200 ml Sojasauce
200 ml Sesamöl
50 ml Weissweinessig
1 Thai-Chili
1 Ingwerknolle
1 Knoblauchzehe
1 Bund Zitronengras
1 Bund Koriander
100 g gerösteter Sesam

300 ml Milch


Zubereitung
Für die Hühnersupper das Suppengrün klein schneiden und mit Zucker und Salz marinieren (1 Teil Salz, 2 Teile Zucker). Das Fleisch klein schneiden und scharf anbraten und mit dem Gemüse, Knoblauch und Zwiebel zu einem kräftigen Hühnerfond aufkochen. (Ich merke gerade, hier fehlt im Kochbuch die Angabe mit wie viel Wasser man das nun aufkochen sollte - ich würde sagen so ca. 2 l - auf jeden Fall sollte alles mit Wasser bedeckt sein.)
Für die Teriyakisauce die Austersauce, die Sojasauce, das Öl und den Essig miteinander verrühren. Den Ingwer, die Knoblauchzehe, das Zitronengras und den Koriander klein schneiden und zusammen mit dem Chili unterrühren. Zum Schluß den heißen Sesam hinzugeben und 20 Minuten lang alles ziehen lassen.
Die Teriyakisauce zur Hühnersuppe geben, abschmecken und die Suppe passieren. Die Suppe in Biergläser gießen und mit Milchschaum krönen - so entsteht die Bieroptik.

Also bleibt kreativ und kauft euch dieses Buch! Ich bin äußerst begeistert und freue mich schon darauf Gerichte daraus nachzukochen. Cheerio! :)

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