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Channel: Herzfutter | Food-Blog
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Das Wort zum Sonntag

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Lange habe ich überlegt, ob ich diesen Beitrag wirklich schreibe. Denn was ich mir nun von der Seele schreiben möchte, ist alles andere als Friede, Freude, Eierkuchen. Ich möchte heute einmal richtig meckern. Etwas, was auf meinem Blog eigentlich nie vorkommt. Das ist einfach so gar nicht "Herzfutter". Mal etwas Kritik bei einem Produkttest oder einem Rezept ist zwar keine Seltenheit, aber ein ganzer Beitrag nur Rumgemeckere? Nein, das habe ich so noch nie getan. Aber keine Sorge, das wird auch weiterhin eine Ausnahme sein.
Trotzdem bin ich in letzter Zeit an so vielen Dingen, was die Lebensmittelindustrie den lieben langen Tag fabriziert, angeeckt, dass ich mir das wirklich im wahrsten Sinne des Wortes von der Seele schreiben muss. Im Rundfunk, in Magazinen wie dem Greenpeace Magazin oder auch im Internet - überall findet man Lebensmittelskandale und erfährt über "Machenschaften", bei denen man nur noch den Kopf schütteln kann.
Ich bin wirklich alles andere als ein Heiliger, ich esse in der Regel worauf ich Lust habe und greife auch mal zum Convenienceprodukt wie einer Tiefkühlpizza. Wenn ich mir zu viele Regeln vorschreiben würde, was ich nun essen darf und was nicht, würde ich mich einfach nicht mehr so wohlfühlen. Vielleicht eine bescheuerte Einstellung, aber eine Einstellung, die mich nicht unglücklich macht und das ist doch die Hauptsache. Es liegt vermutlich auch an der Tatsache, dass ich jung und Student bin, denn viele Dinge kann ich mir einfach gar nicht leisten, wie mehrmals im Monat Biofleisch zu essen. Denn ich merke auch, dass ich mir von Jahr zu Jahr mehr Gedanken um meinen Einkauf und mein Essen mache. So versuche ich mittlerweile generell weniger Fleisch zu essen und möglichst saisonal und regional einzukaufen. Außerdem landen manche Produkte nur noch mit Biosiegel in meinem Einkaufskorb. Im besten Fall sollte man natürlich bei dem Bauern seines Vertrauens einkaufen, da weiß man dann wenigstens wie die Tiere leben und wo das Gemüse herkommt. Aber um dieses Themenfeld soll es heute gar nicht gehen, sondern um...

Die Rattenfänger der Zuckerindustrie
Quelle: Jan Kornstaedt / Greenpeace Magazin

1. Das große Thema "Zucker"
Warum zur Hölle muss in so vielen Lebensmittel so viel Zucker sein? Ich mein, dass in Ketchup viel Zucker steckt - 11 Stück Würfelzucker in 100 g - weiß man ja eigentlich, aber verdammt noch einmal warum ist das so? Gemüse und Obst aus dem Glas oder der Dose zum Beispiel, da kann 700 g Rotkohl schon einmal 25 Stück Würfelzucker und 450 g Ananas 20 Stück Würfelzucker enthalten. Von wegen gesund! Das alles obwohl Zucker von manchen Wissenschaftler sogar als Gift und als süchtig machende Droge betitelt wird. Übergewicht, Herzkrankheiten, Zuckerkrankheiten selbst Alzheimer können ihre Ursache im Zucker haben. Die Zuckerindustrie will davon natürlich nichts wissen und verweist darauf, dass wir biologisch bedingt Zucker brauchen. Ja, gut, es stimmt, wir lieben Zucker, schon als Baby wollen wir Zucker, denn Zucker bedeutet Energie für den Körper, ist also überlebenswichtig. Ohne Zucker funktionieren weder unsere Organe noch unser Gehirn. Allerdings würde dazu der natürliche Zuckergehalt von zum Beispiel Obst und Gemüse genügen. Diese Unmengen an Zucker, die wir unserem Körper täglich antun, brauchen wir definitiv nicht.
Das weiße Pulver was wir als Zucker kennen, kennt der Körper schon einmal gar nicht und braucht der Körper auch nicht. Erst durch die Industrialiesierung kam das weiße Gold zu uns und hat unser Geschmacksempfinden komplett verändert. Wir schmecken den vielen Zucker gar nicht mehr und würden ihn in vielen Produkten schmerzlich vermissen.
Denn schon als Kind werden wir auf das süße Pulver trainiert. Gerade hier sehe ich den eigentlichen Skandal der Zuckerindustrie. Schlimm genug, dass es überhaupt so viele und immer mehr Kinderprodukte gibt, wie zum Beispiel Bärenwurst, Miniwürste und unendlich viele Süßkram, aber, dass in diesen Lebensmitteln so viel Zucker steckt, ist einfach richtig großer Mist. Überall grinsen uns süße Tiere, Prinzessinen, Monster und Vampire aus den Regalen an. Produkte wie Dickmanns und Kinderbons erwachen zum Leben und grinsen uns mittlerweile ebenfalls fröhlich an. Muss das wirklich sein?
An dieser Stelle auch einmal die Zwischenfrage, warum wird eigentlich so wenig Obst und Gemüse als Kinderprodukt verpackt? Bei meinem Besuch in Amsterdam lernten wir einen Tomatenanbauer kennen, der Cocktailtomaten extra für Kinder in kleine Frühstückdosen und bunte Verpackungen steckt. Als süßer Snack für zwischendurch. Aber gut, das ist wieder ein komplett anderes Thema. 
Ich erinnere mich gern an so manche Kinderlebensmittel wie das Überraschungsei oder den Frufo Kinderquark und eigentlich möchte ich diese Produkte auch nicht missen. Aber ich frage mich, ob diese Freude weniger Zucker im Produkt getrübt hätte? Schließlich ging es gar nicht so sehr um den Geschmack, sondern viel mehr um die Figur darin und die Verpackung. Fielen auch noch diese Dinge weg, wär man dann als Kind so viel unglücklicher?
Aber es ist natürlich schon so, dass je süßer ein Produkt ist, desto genüsslicher wird es von Kindern heruntergeschlungen, während am Volkornbrot eventuell nur herumgenagt wird. Generell kann man dabei natürlich immer sagen, dass die Eltern dafür sorgen müssen, dass nicht so viele ungesunde Kinderprodukte im Einkaufswagen und auf dem Tisch landen. Aber je mehr bunte Kinderlebensmittel es gibt, desto schwerer wird es für die Eltern sich gegen die Wünsche der Kinder durchzusetzen. Nicht umsonst heißt der Bereich bei den Kassen im Supermarkt Quengelzone. Hier muss man zwangsläufig vorbei und nicht selten wirft sich ein Kind schreiend auf den Boden, wenn es kein Ü-Ei bekommt. Außerdem wissen viele Eltern nicht einmal wie ungesund ein Produkt nun wirklich ist und werden durch so manche Bezeichnung in die Irre geführt.
Kinder Choco fresh enthält fast 40 Prozent Zucker, Kinder Maxi Kind fast 35 Prozent Zucker, Kinder Pinguin 33 Prozent Zucker und die Milchschnitte mit angeblich viel gesunder Milch 30 Prozent Zucker und die meisten Frühstücksflocken - auch Bio-Produkte - besitzen oft 25 - 50 Prozent Zucker, um nur ein paar erschreckende Beispiele zu nennen. Man muss sich diese Zahlen wirklich einmal richtig bewusst machen. 50 Prozent Zucker. Die Hälfte des Produktes ist Zucker. Man isst eine halbe Müslischale voll mit Zucker.
Durch diese Masse an Kinderlebensmitteln und somit die Masse an Zucker sind die kleinen Körper der Kinder komplett überlastet und es kann zu erheblichen Schäden kommen. Das kleine Gehirn kann beispielsweise von so viel Zucker nicht mehr optimal funktionieren und die Lernfähigkeit wird drastisch eingeschränkt. Richtig bescheuert sind dann die GDA-Richtwerte auf den Verpackungen, die zu allem Überfluss auch noch die Richtwerte für Erwachsene und nicht für Kinder sind. Weiß man das nicht, könnte man annehmen, dass ein Kind offenbar rund 20 Teelöffel Zucker zu sich nehmen sollte. Und selbst diesen Wert hat man mit wenigen Kinderprodukten schon sehr schnell überschritten. Schreien könnte man da. Es geht hier schließlich um die Gesundheit von Kindern. Kein Wunder also, dass sich seit den Achtziger- und Neunzigerjahren der Anteil der übergewichtigen Kinder und Jugendlichen in Deutschland um 50 Prozent erhöht hat.
Da wäre eine gesetzliche Maximalgrenze für Zucker in Lebensmittel eine logische Konsequenz, oder? Aber bei angeblich ungesunden Produkten wird eher der Fettanteil herunter gesetzt und dafür der Zuckeranteil hoch geschraubt. Denn in Low-fat-Produkten ist zwar wenig Fett drin, aber dafür oft übermäßig Zucker, welcher im Körper wieder zu Fett umgewandelt wird. Oder man lässt den Zuckeranteil bestehen, aber schreibt schreibt solche hübschen Dinge wie "mindestens X Prozent Volkornanteil" auf Frühstücksflocken. Gesünder werden die dadurch allerdings nicht wirklich.
Durch starkes Lobbying und die großen Versprechen der Konzerne sich zukünftig zu bessern bleibt die Politik  untätig. Dabei könnte es so einfach sein. Denn was Werbung angeht ist es bereits vom "Deutschen Werberat" geregelt: An Kinder gerichtete Werbung solle keine direkten Aufforderungen zum Kauf oder Konsum enthalten, dem Erlenen einer gesunden Ernährung nicht engegenwirken und Zugaben, Gewinnspiele und Preisausschreiben sollen nicht in einer Weise eingesetzt werden, die die geschäftliche Unerfahrenheit von Kindern ausnutzt. Dummerweise sind diese Verhaltensregeln eben nicht verpflichtend und somit hält sich auch kaum ein Lebensmittelriese daran.

Passend dazu noch ein kleiner Exkurs: Auf Katharinas Blog könnt ihr so einiges darüber lesen, wie es ist ein zuckerfreies Leben zu führen, wie sie dazu gekommen ist und welche Verbesserungen es für ihr Leben gebracht hat.

2. Aromen, Geschmacksverstärker und sonstige Zusätze
Auch hier frage ich mich immer wieder: "Warum?!"Gerade bei Aromen. Denn wie schlecht müssen die Grundzutaten sein, wenn ein Unternehmen Aromen dazugeben muss, damit es gut schmeckt? Das muss man doch schließlich bei seinem Essen zu Hause auch nicht machen, oder? Gerade bei Joghurt nervt es mich tierisch, wenn ich im ersten Moment glaube, dass ich da tatsächlich einen gesunden Erdbeerjoghurt esse und dann sehe, dass da keine Erdbeeren drin sind sondern Aromen und jede Menge Zucker. Aber die Frage nach dem "Warum" ist eigentlich schnell beantwortet, es ist so herrlich billig. 100 kg Joghurt mit Erdbeeraroma schmackhaft zu machen kostet ein paar Cents, echte Erdbeeren würden da schon deutlich mehr kosten. Profit, Profit und noch einmal Profit.
Ich kenne mich nicht so gut aus, was Lebensmittelchemie angeht und so machen mich die ganzen E's mit Zahlen dahinter sowie die ganzen chemischen Begriffe ganz kirre. Man weiß nicht, was da jetzt wirklich drin ist. Aber gesund und lecker kann das doch gar nicht sein. Mittlerweile prangert zwar auf vielen Produkten ganz groß: "Ohne Zusatzstoffe", "Ohne Konservierungsstoffe", "Ohne künstliche Aromen", "Ohne Zucker", "Ohne dies..., ohne das" aber trotzdem werden die Zusatzstoffe dann über andere Stoffe in das Produkt gesteckt wie zum Beispiel Hefeextrakt, im Labor hergestellte Aromen aus natürlichen Stoffen oder statt Zucker wird Glucose, Sacchararose oder Fructose, was aber auch Zucker ist, verwendet.

Hier zum Beispiel dazu das Ergebnis der Verbraucherzentrale:
  • Bei über 90 Prozent der Produkte, die mit dem Label „ohne Geschmacksverstärker“ angeblich auf Geschmacksverstärker wie Glutamat verzichten, werden andere geschmacksverstärkende Zutaten wie Hefeextrakte eingesetzt.
  • Bei über 60 Prozent der Lebensmittel, die mit den Aussagen „ohne Farbstoffe“ oder „ohne künstliche Farbstoffe“ beworben werden, setzen die Hersteller andere färbenden Zutaten wie etwa Rote-Bete-Saft oder Spinat ein.
  • Wird auf dem Etikett mit dem Versprechen „ohne künstliche Aromen“ geworben, kommen bei über 70 Prozent der Produkte andere Aromen zum Einsatz, die rechtlich nicht als künstlich gelten.
  • Slogans wie „Natur pur“ oder „natürlich“ kommen bei 80 % der Tütensuppen vor. In den langen Zutatenlisten sind jedoch stark verarbeitete Stoffe wie Antioxidantien und Aromen enthalten.
Es gibt also auch hier noch einiges zu verbessern um die Transparenz zu erhöhen und Vertrauen zu schaffen. Wie beim Zucker ist auch hier problematisch, dass sich unser Geschmacksempfinden durch diese Zusatzstoffe so verändert, dass wir Essen ohne diese Stoffe in der Regel gar nicht mehr mögen. Durch den Einsatz von Aromen statt Früchten werden Kinderprodukten übrigens nicht unbedingter gesünder - Überraschung! Die Vitamine fehlen und über die gesundheitlichen Risiken dieser Zusatzstoffe weiß man auch nie so wirklich etwas. Positivbeispiel hat die Verbraucherzentrale aber auch festgestellt und diese in einer Liste fesgehalten.

Bis hier und nicht weiter
Es gäbe noch so einige Dinge, die mir auf dem Herzen liegen, wie zum Beispiel der ganze Plastik- und Verpackungsmüll der gefühlt immer mehr wird oder die Zustände in Massentierhaltungen oder die Giftstoffe auf Obst und Gemüse oder oder... Aber zu viel Zucker und Aromen, das waren die beiden Themen, auf die ich in letzter Zeit so oft gestoßen bin, die mich nun schon lange beschäftigen und über die ich nun schreiben musste. Einmal meckern.
Es sind natürlich keine neuen Erkenntnisse, irgendwie weiß das alles auch jeder und durch diesen Eintrag wird sich nichts ändern, aber es tat gut, es mir einfach mal von der Seele zu schreiben. Geteiltes Leid ist halbes Leid. Jetzt seid ihr dran, ihr dürft jetzt ebenfalls meckern. Über die Lebensmittelindustrie, über Skandale oder auch über diesen Beitrag. Schließlich stelle ich hier immer wieder Firmen vor, die vielleicht auch nicht "perfekt" sind und backe natürlich auch nicht immer die gesundesten Dinge. Aber wie ich schon sagte, ich bin sicherlich kein Heiliger und möchte hier auch niemanden sein, der den Zeigefinger hebt und versucht euch zu belehren.
Denn am Ende sind es einfach nur ein paar Worte in den Weiten des Internets.

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