15 Prozent der Unter-15-Jährigen sind in Deutschland auf Hartz IV angewiesen. Es wird kaum darüber gesprochen, aber Kinderarmut ist ein großes Problem in unserem Land. Kinder, die in Hartz IV Familien aufwachsen, müssen unter den katastrophalen Folgen der Armut leiden. Eines der vielen Probleme ist, dass sich arme Kinder oft ungesünder ernähren als Kinder aus reichen Verhältnissen. Es kommen mehr Fast-Food- und Convenience-Produkte inklusive zu süßen Limonaden auf den Tisch. Nebenher werden dann natürlich noch Süßigkeiten und Chips vor dem Fernseher gefuttert. So kommt es, dass die Kinder viele Obst- und Gemüsesorten nicht einmal kennen und unter Vitaminmangel, Müdigkeit, Konzentrationsprobleme und Übergewicht leiden. Man sollte die Schuld aber nicht einfach auf die Eltern schieben, denn auf der einen Seite werden diese durch Werbesprüche wie "Mit dem Besten aus der Milch" in die Irre geleitet und sie wissen überhaupt nicht, welche Produkte ungesund sind und welche nicht. Auf der anderen Seite reicht das Geld oft nicht aus, damit sich die Familie gesund ernähren kann. Zum Thema Kinderlebensmittel habe ich mich ja schon einmal hier ausgelassen.
Genau solche Familien leben in Wittenau. Es ist einer der "sozialen Brennpunkte" in Berlin. Überdurchschnittlich viele Kinder leben hier in Armut. Es ist quasi das Marzahn des Westens von Berlin. Das Elisabethstift hat daher einen Familientreff direkt im Kiez eröffnet. Vor Ort werden Familien in allen Lebenslagen unterstützt und beraten. Egal ob es um Familienkrisen, Erziehung, Geldsorgen oder andere Probleme geht. Es gibt zum Beispiel eine kleine Kita, einen Eltern-Kind-Treff, Konzentrationstraining, Hausaufgabenbetreuung, einen Jugendtreff, Elternkurse, Kreativ-Workshops und jede Woche einen Kinderkochkurs. Beim Kinderkochkurs lernen die Kinder verschiedenste Gemüsesorten kennen. Diese Sorten sind sogar teilweise saisonal und regional, denn ein bisschen Gemüse und Obst kommt aus dem eigenem Garten, der große Teil der Zutaten wird aber gespendet. Aus den gelieferten Zutaten muss dann etwas gekocht werden. Die Kinder sind immer wieder überrascht, wie viele Gemüsesorten es gibt, was man daraus alles kochen kann und wie gut die das auch noch schmeckt! Ganz nebenbei werden dann noch ein paar Tischsitten mit auf den Weg gegeben: "Ja, wir essen alle zusammen!" und "Ja, wir waschen uns vorher die Hände!"
Warum ich euch das alles erzähle? Die Firma AEG hatte die wundervolle Idee diesem Familientreff in Berlin eine Geschirrspülmaschine zu schenken und zur Feier des Tages zusammen mit einem Food-Blogger und einer Mami-Bloggerin ein 3-Gänge-Menü zu kochen. Ich fand es großartig, zusammen mit den Kindern zu kochen und so den Familientreff an diesem Tag etwas zu unterstützen. Zusammen mit Janine von Kleinstyle (bei der ihr auch einen Artikel zu diesem Tag findet) stellte ich mich dieser Aufgabe. Der Plan? Buchstabensuppe, Chicken-Nuggets, Süßkartoffeln-Pommes mit Ketchup und Schokoladenpudding. Natürlich alles selbstgemacht und alles in zwei Stunden und in einer fremden Küche. Naja, man sollte meinen, dass ich über solche Herausforderungen seit dem Kochduell gegen Stefan Marquard auf der IFA nur noch lachen kann. Allerdings habe ich noch nie mit so vielen Kindern gekocht. Da musste dann jede Menge organisiert und koordiniert werden. Es mussten Unmengen an Gemüse von vielen Kinderhänden geschnippelt werden. Stellt euch folgende Sachen parallel vor: Dicke Krokodilstränen, nicht heiß werdende Gemüsesuppe, die Erkenntnis über zu wenig Backbleche für einen zu alten Backofen und ein nicht fest werdender Schokoladenpudding. Ja, es war chaotisch und ja es war eine große Herausforderung. Aber irgendwie haben wir es dann doch geschafft das Essen (fast) pünktlich auf den Tisch zu bekommen. Naja okay, die Chicken-Nuggets und die Süßkartoffel-Pommes waren zwar nicht so knusprig, wie wir uns das gewünscht hatten, der Schokoladenpudding wurde zur Schokosuppe - aber trotzdem wurde alles mit Begeisterung von den Kindern gegessen. Schokoladensuppe schmeckt also auch!
Die Kinder haben mich sowieso überrascht. Sie waren alle so lieb, hilfsbereit, wissbegierig, begeistert und sie haben auch (fast) gar nicht gemäkelt. Es wurde tatsächlich alles aufgefuttert. Ich war und bin bis heute einfach nur beeindruckt. Beeindruckt von den Kindern, aber auch vom Familientreff an sich und den hilfsbereiten Menschen, die sich teilweise komplett ehrenamtlich für die Kinder und Familien vor Ort einsetzen. Es sollte auf dieser Welt mehr von diesen Menschen geben. Dann wären die Folgen von Kinderarmut vielleicht nicht ganz so katastrophal.
Danke für diesen tollen Tag und danke für alle Menschen auf dieser Welt, die jeden Tag so viel Gutes für unsere Gesellschaft tun und trotzdem viel zu selten ein Dankeschön hören.
Alle Bilder stammen von AEG.